Krafttiere

A B S C H N I T T E

Indianische Tiere der Kraft
von
 Jörg-Christian Sievers Grey Owl

erschienen in der Ausgabe
04/2003  LebensART

„C`han teh“
ist Lakota und bedeutet „Herz“.
 
Du musst die Dinge mit dem Auge in deinem Herzen ansehen,
nicht mit dem Auge in deinem Kopf.


Die Liebe ist etwas, was wir, du und ich, zu eigen haben müssen.
Es ist eine Aufforderung: Liebe - wie Gehe oder Bete.
Wir müssen von ihr ganz erfüllt sein,
denn unser Geist wird von ihr genährt.
Wir müssen sie haben, denn ohne sie werden wir
schwach und kraftlos und verlieren unseren Mut.
Wir können viel über die Liebe lernen über die Tiere in uns.

Tiere sind bedingungslos wie die Liebe.

Wenn du zu den Tieren sprichst, werden sie zu dir sprechen und ihr werdet euch verstehen. Wenn du nicht zu den Tieren sprichst, wirst du sie nicht verstehen. Was du nicht verstehst, wirst du fürchten.
Und was man fürchtet, das vernichtet man.

Die Kinder der Indianer werden bereits frühzeitig zu den Tieren des Geistes geführt, denn sie benötigen auf dem Lebenspfad Weggefährten, kraftgebende Wesen und Verbündete. Auch in unserer zivilisierten Kultur erhalten Kinder schon mit der Geburt ihr erstes Stofftierchen, bis sich später das ganze Kinderzimmer zu einem Zoo entwickelt hat. Der Teddy-Bär ist meist der Favorit und bleibt es sogar für einen erwachsenen Menschen. Stofftiere sind die ersten „Verbündeten“ eines Kindes. Einige sorgen für einen ruhigen Schlaf und den schönen Traum, andere bleiben auf den Schränken und schauen von dort wachend ins Zimmer oder stapeln sich irgendwo über- und untereinander

- die Krafttierordnung der Kinder.

Wir Menschen kommen an der Natur und ihren Gewalten nicht vorbei und sollten dabei die wirkliche Bedeutung der Tiere nicht vergessen. Tiere sind nicht nur Rohstofflieferanten, sondern Wesen mit einer Seele. Die Indianer sagen „Spirit“ dazu, der Geist des Tieres. Jedes Wesen, das eine Seele besitzt, versucht sich in einer sozialen Beziehung anderen Wesen mitzuteilen. Die Art dieser Beziehungen bestimmt das Wohlsein des Individuums und des Miteinanders.
„Mitakuye Oyasin“ sagen meine Freunde, die Lakota -
und es bedeutet „zum Wohl all meiner Beziehungen“.
Viele Menschen haben den Kontakt zum Spirit der Tiere verloren
und sehen nur noch das Körperliche an Ihnen.
Damit vergeben sie einen großen Teil ihres Kraftpotentials,
sie haben keinen Kontakt mehr zu ihrem Krafttier.

Nach einem Aufrufen der persönlichen Krafttiere
 kann sich mitunter Wundersames ereignen.

 In einer Krafttiersitzung fand eine Kursteilnehmerin im Energiebereich des Kehlkopfes einen kleinen Spatz, der jedoch stumm war und sich nicht hervorwagte. Im Brustbereich tauchte rasch ein sehr vorlautes und freches Krokodil auf. Beim Aufrufen weiterer Tiere erschien im Herzen eine Schildkröte und aus der Stirn ein Geier. Der kleine Spatz wirkte traurig und bedrückt in seinem Versteck. Erst eine „Konferenz der Tiere“ konnte Klärung bringen. Die Schildkröte wurde als weise Mutter befragt, was mit dem Spatz denn los sei. Sie teilte mit, dass dieser große Angst vor dem Krokodil habe und befürchte von ihm gefressen zu werden, die Angst habe ihm die Stimme genommen. Die Schildkröte wurde gebeten das Krokodil zu befragen, ob es den Spatz tatsächlich fressen würde. Das Krokodil wies dieses ab und gab an es würde sich so sehr am Leben erfreuen, es würde dem Spatzen nichts tun. Der Spatz jedoch hatte kein Vertrauen zu ihm. So erklärte sich der Geier als Wächter bereit auf den kleinen Spatzen acht zu geben, damit ihm nichts geschieht. So traute sich der Spatz dann vorsichtig aus der Tiefe hervor, putzte sich ausgiebig und begann sein Lied zu singen. Die Frau erklärte verwundert einige Zeit später, dass sie nun ihre Gedanken viel klarer, verständlicher und mutvoller in Worte fassen könne, was nicht nur ihre berufliche Tätigkeit positiv beeinflusse, sondern darüberhinaus sie wie durch ein Wunder weitaus kontaktfreudiger und geselliger werden ließ, so dass sich sogar der langersehnte Wunsch nach einer liebevollen Partnerschaft für sie erfüllen durfte.

Doch bei aller durch Krafttiere uns zukommenden zusätzlichen Energie sollten wir nicht vergessen, dass jedes Heranholen von Kräften
 uns - und das ist ein Naturgesetz - auch Kräfte nimmt.


Schließlich sind es Seelenwesen, denen wir ein Dasein in unserem geistigen Netzwerk erlauben. Sie nähren sich von unseren Emotionen,
Gefühlen und Gedanken. Sie benötigen von uns Energie
damit sie sich uns überhaupt mitteilen können.

Wie jedes andere Lebewesen auch,
mit dem wir in eine Kommunikation treten,
verlangt ein Krafttier Aufmerksamkeit.

Besonders wird die Tatsache vergessen, dass Krafttiere wie die Tiere unserer realen alltäglichen Wirklichkeit nicht nur die gern gesehenen positiven Wesenskräfte besitzen, sondern darüberhinaus auch alle negativen Eigenschaften des betreffenden Tieres. Einen Wolf möchten viele sehr gern als Krafttier haben, ist er doch der romantische Inbegriff des natürlichen, wilden und freien Lebens innerhalb einer sozialen Ordnung . Nur zu leicht wird verkannt, dass der Wolf auch ein hinterlistiger Geselle ist, der sich gern über Schwächere hermacht und diese tötet - wenn auch im Sinne der Natur. Manche Wölfe geraten sehr leicht durch ihr Machtgehabe aus dem Gefüge des Rudels und werden eigensinnige Einzelgänger, mit denen nur schwer auszukommen ist. Auch den Bären wünschen sich viele als mächtigen und starken Kraftpartner und vergessen darüber ihn völlig, dass dieser auch ein grosser Träumer ist - schließlich verbringt er viele Monate im Traumschlaf (weshalb er als Teddybär so gern mit ins Bett genommen wird). Doch auch wenn ein Bär wach ist, bleibt er meist ein verträumt über die Ebenen trollender, futtersuchender Geselle - und jäh aus seinem Traum gerissen kann er böse, aggressiv und sogar angriffsbereit sein.

Solche Wesenheiten sind die Kehrseiten der Krafttiere
und es erfordert einiges an Disziplin und vorhandenem Kraftpotential,
um sich mit diesen Tieren zu verbinden, sie als Verbündete unter Kontrolle zu halten und mit der zusätzlichen Energie verantwortungsvoll umzugehen.

Wie bei jeder spirituellen Arbeit sind Reinigungsprozesse zur Förderung der persönlichen Kraft unumgängliche Parameter. Hierzu gehört die bewusste gesunde Ernährung genauso wie ein ständiges Trainieren für das Ablegen
des persönlichen Eigendünkels. Die Indianer haben eigens
dafür rituelle Praktiken entwickelt.
Tiere kennen keinen Eigendünkel
und sind daher von diesem Makel frei.
Die natürliche Makellosigkeit der Tiere ist diejenige Eigenschaft, die sie uns lehren wollen um Liebe uneigennützig und bedingungslos geben zu können.
Erst wenn ein Mensch frei vom Eigendünkel ist,
kann er makellos sein
und reine Liebe erzeugen
.

 Es ist immer wieder erstaunlich, wieviele Menschen sich mit Krafttieren schmücken zum Schutz und zur Veredelung des Eigendünkels.

Bedingungslosigkeit ist der wichtigste Parameter
im Umgang mit den persönlichen Krafttieren.

 Erst kürzlich begab ich mich mit einer Klientin zu einem Kraftort; sie wollte sich unter der Führung eines Schamanen mit der Natur verbinden und ihr Bewusstsein darüber vertiefen. Dabei lief ihr persönliches Krafttier davon. Es war ein von ihr seit vielen Jahren gehüteter Wolf, den sie angeblich sehr liebte. Erst durch die Verbindung mit der Natur über einen Schamanen konnte der Wolf von der Fessel der Vorstellung gelöst werden und hatte nichts Eiligeres
 zu tun, als fortzulaufen in die Wälder des vom Verstand
befreiten Bewusstseins. Natürlich wird er wiederkommen können,
sofern er sich als freies Krafttier die Welt eines Menschen teilen darf,
der einen von den Grenzen des Verstandes befreiten Geist besitzt und seiner inneren Welt diejenige Freiheit gibt, die er sich für seine äußere vorstellt.

Wer z.B. die Kraft eines Bären für sich beanspruchen will
 muss sich vorher die Frage stellen,
welche Art von Kraft ein an der Fessel des Willens geführter Bär
übertragen kann - etwa wie ein Tanzbär,
der zur Flöte eines Menschen sich im Kreise dreht.
 

Dieses Beispiel zeigt nur allzudeutlich, dass die Krafttiere in der Tiefe eines Menschen ein freies Leben führen sollen wie es in der Natur üblich ist.
Unser Volk ist eine Masse von Heimtierhaltern geworden,
die ihre Tiere mit dem Übertragen von Teilen ihres Bewusstseins willentlich unterordnen und ihnen ihre Natur nehmen. Viele Praktizierende neigen
im Umgang mit ihren Krafttieren zu eben so einem Verhalten und zwingen den Krafttieren Vorstellungen auf, wie sie zu sein haben,
nachdem sie diese von einer nicht ungefährlichen Safari
aus ihrem Dschungel des Unterbewusstseins eingefangen
und in ihren Krafttierzoo verbracht haben.

Seit jeher oblag das Vorwagen in die Ebene dieser Geschöpfe
den Schamanen
, denn sie wissen,
mit welchen Schwierigkeiten dabei zu rechnen ist
und eine Reise in die Sümpfe der Archetypen des Menschen
diesen mitunter verwandeln können
.

Ähnlich wie in Moorlandschaften gibt es Irrlichter und Irrwege, die den Reisenden unter eine kritische Schwelle führen können, so dass die bisherige Welt verschwindet und aufhört das zu sein, was sie für uns im Reich des Menschen ist. Jedesmal wenn so etwas passiert schwindet die Kraft des Suchenden, dem diese Erfahrung widerfährt, erheblich. Es ist ein Rückschlag, den aufzuholen viel Zeit und Mühe kostet. Ein Suchen, Rufen und Arbeiten mit Krafttieren erfordert zunächst Erfahrungen innerhalb der sogenannten „Ersten Aufmerksamkeit“. Hiermit ist das kreatürliche Bewusstsein des Menschen angesprochen, das sich durch Erfahrung zu einer komplizierten, sehr sensiblen Fähigkeit entwickelt haben muss, sich mit der alltäglichen Welt
 in ihren unzähligen Aspekten zu befassen.

Erst nach dem Erlernen der „Zweiten Aufmerksamkeit“
ist ein Vordringen in das Unbekannte,
 z.B in die Ebene der persönlichen Tiere eines Menschen,
möglich und erfordert ungewöhnliche und komplizierte Techniken,
die ihrerseits höchste Disziplin und Konzentration verlangen.

Unter der Führung eines erfahrenen Schamanen ist eine Krafttiersafari eine sichere Reise für jeden Teilnehmer. Er ist der Mittler zwischen der Tierwelt des Geistes und dem Menschen. Er weiß genau wie man mit den Tieren spricht - und er kann es dir übersetzen oder sogar ein wenig von der Sprache beibringen, wenn du bereit bist ein Schüler zu sein und zuhören kannst.

Die Tiere sprechen aus einer anderen Wirklichkeit zu dir und die Worte die du hörst, besitzen eine andere Bedeutung als du sie kennst.

Schließlich geht doch niemand leichtfertig allein oder ohne erfahrene Führung in den Dschungel des Amazonas, um sich einen Tiger oder eine grosse bunte Schlange zu holen, um ihr seine Sprache beizubringen, damit er sie verstehen kann. Du musst erst ihre Sprache lernen, um zu ihnen sprechen zu können.

Und wenn du dann zu den Tieren sprichst, werden sie zu dir sprechen
und ihr werdet euch verstehen.

Jede Beschäftigung mit den Tiefenkräften des Unbewussten verlangt seinen Preis und sollte niemals unterschätzt werden.

 Begegnungen mit den persönlichen Krafttieren benötigen eine gewisse Reife und Festigkeit der eigenen Identität - die „Power“ der Krafttiere ist urwüchsig, archaisch und kraftvoll, inspirierend und voller Wissen um die unendlichen Tiefen und Höhen des Menschen. Sie können uns hilfreiche Erkenntnisse und wertvolle Impulse geben bei der Ent-Deckung der eigenen Ich-Strukturen, des persönlichen Lebenspfades und bei der Erkennung und Bekämpfung destruktiver gesundheitlicher Strukturen. Die Krafttiere helfen uns dabei die Ebenen des alltäglichen Lebens mit neuen Bewusstseinsinhalten zu versehen, zum Schöpfer unserer eigenen Lebensumstände zu werden und befreien uns
 von falschen Vorbildern und Fremdbestimmung. Ein damit einhergehendes ganzheitliches Dasein vermag zu einem Bewusstsein führen, in welchem die eigenen, verdrängten Inhalte nicht länger mehr den „bösen“ Anderen untergeschoben werden müssen.

Fürchtet Euch nicht vor der Selbstverantwortung - sie kann
 mit dem Aufrufen der persönlichen Krafttiere beginnen.

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